Forum 2018 – Manager lernen verlieren und gewinnen

Mit einem neuen Teilnahmerekord ging am Samstag das 4. Forum christlicher Führungskräfte zu Ende. Mehr als 550 Verantwortungsträger und motivierte Nachwuchskräfte besuchten am Freitag und Samstag, 9. und 10. März 2018, den Werte-Kongress in Fribourg.

Top-Banker, Verbandsspitzen, CEOs und Politiker erörterten am vierten Forum christlicher Führungskräfte, wie sie sich im Geschäfts- und persönlichen Leben positiv entwickeln können. Noch nie haben sich mit über 550 Teilnehmenden so viele Verantwortungsträger zu diesem Werte-Kongress eingefunden, der erstmals im Forum Fribourg durchgeführt wurde.

«Wertschöpfung und Werte»

Er habe in seiner politischen Karriere schon einige Niederlagen erlitten, sagte Nationalratspräsident Dominique de Buman in seiner Eröffnungsrede. So sei er zum Beispiel bei den letzten eidgenössischen Wahlen nicht in den Ständerat gewählt worden. Augenzwinkernd fügte er an: «Nun bin ich sogar ‹höchster Schweizer› und kann noch mehr bewegen.» Manchmal sei das, was man anstrebe, nicht das Beste für sich selber. Genau so sei es in einem Unternehmen: Es brauche Wertschöpfung, aber eben auch Werte. «Als Unternehmer arbeitet man letztlich nicht für sich selbst, sondern für die Gesellschaft.»

Verflixt, aber vorbildlich

Notker Wolf führte in seinem Referat mit dem Titel «Das verflixte gute Beispiel» aus, weshalb es als Führungsperson so wichtig ist, Verantwortung durch Menschlichkeit und Kompetenz und mit bewusstem Machtverzicht vorzuleben. Wolf war 39 Jahre lang Abt, davon 16 Jahre Abtprimas der Benediktiner in Rom. Er erinnere sich noch gut, wie er sich in seiner Anfangszeit am Prior – dem Vorsteher des Klosters – orientieren konnte, der sich durch seine Authentizität, Bescheidenheit und stoische Ruhe auszeichnete. Er habe genau gewusst, dass er eine grosse Verantwortung gegenüber den Jüngeren hatte. «Solche positiven Vorbilder braucht es, denn junge Menschen suchen Orientierung und eifern Führungspersonen nach.»

Schlechte Zeiten lassen gedeihen

Dora Aebi-Küpfer wurde von Moderatorin Ladina Spiess als «Wachstumsspezialistin» angekündigt. Sie führt in Düdingen eine Baumschule und berät Unternehmen. Wie bei einem Samen, der erst in der dunklen Erdschicht keimt, gedeihe auch in der Gesellschaft und der Wirtschaft vieles erst unter Druck. Es brauche häufig zuerst schlechte Zeiten, bis etwas Neues und Erfolgreiches beginnt. Sie betonte, dass Gott der «beste Krisenmanager» sei. Auch wenn man von tiefem Gottvertrauen geprägt sei, sei es immer wieder nötig, zuzupacken statt zuzuwarten. Dazu brauche es emotional-geistliches Training. Zu den Frauen sagte sie speziell, dass sie wichtige Verantwortungspositionen wahrnehmen und sich nicht von vermeintlichen Rollenverständnissen zurückbinden lassen sollen.

Investieren und Gott vertrauen

Eine einschneidende Niederlage musste Jean-Pascal Bobst, Chef des Verpackungsunternehmens Bobst, verkraften. In seinem Referat mit dem Titel «Mit neuem Anlauf die Zukunft wagen» erzählte er, dass sein Konzern im Zuge der Finanzkrise viel Geld verlor. Damals wäre es wohl am einfachsten gewesen, die Produktion vollständig ins Ausland zu verlagern. Doch anstatt in Aktionismus zu verfallen, blieb Jean-Pascal Bobst standhaft und investierte – angetrieben von einer Vision und starkem Gottvertrauen – aktiv in der Schweiz. Heute steht das Unternehmen besser da als vor der Krise. «Es genügt nicht, Werte zu haben. Man muss sie aktiv vorleben», bilanzierte Bobst.

Berufung gefunden

Auch Roland Decorvet hat eine Vision. Er möchte Menschen in Afrika zu einem besseren Leben verhelfen. Der ehemalige Chef von Nestlé China ist allerdings überzeugt, dass dies nur gelingt, wenn das Engagement von klassischer Entwicklungsarbeit und Privatwirtschaft verschmelzen. Er habe durch seine früheren Funktionen und die Erfahrungen auf einem Spitalschiff in seine neue Berufung hineingefunden. Es nütze nichts, Geld nach Afrika zu schicken und gleichzeitig die Märkte für afrikanische Produkte zu schliessen. Mit seinem neuen Unternehmen «Philafrica Foods» hilft er den Produzenten vor Ort konkret, beispielsweise indem er ihnen mobile Verarbeitungsmaschinen für ihre geernteten Produkte zur Verfügung stellt. 

Wie CEOs den Glauben sehen

Im Rahmen des CEO-Podiums gaben drei Führungspersönlichkeiten im Interview mit Forum-Vorstandsmitglied Markus Baumgartner Einblicke in ihren Alltag: Swissmem-Präsident Hans Hess verriet, dass ihm der Glaube die nötige Portion Ruhe für den hektischen Geschäftsalltag verleihe. Er lasse sich deshalb auch gerne auf Neues ein. Es sei eigentlich schade, dass Kirche und Wirtschaft nur noch wenige Berührungspunkte hätten. Der Winterthurer Sozialunternehmer und EVP-Nationalrat Nik Gugger erzählte seinerseits, wie er als Vierjähriger aus Indien in die Schweiz kam. Seine persönliche Geschichte motiviert ihn, Menschen ebenfalls neue Chancen zu bieten und ins Arbeitsleben zu integrieren. Seine tiefe Spiritualität gebe ihm Kraft und immer wieder neue Inspiration dazu, sagte der Leiter der Fabrikkirche Winterthur. Kristine Braden, Chefin von Citibank Schweiz, räumte ein, dass es als Frau in einer von Männern dominierten Welt nicht immer einfach sei. Aber sie glaube immer an ihre Fähigkeiten und könne ihre männlichen Kollegen jeweils überzeugen. Allgemein stelle sie fest, dass Frauen noch etwas härter arbeiten und disziplinierter sind. Sie betonte, dass sie in diesen Herausforderungen bewusst aus einer tiefen Glaubensüberzeugung heraus motiviert sei und täglich regelmässig bete. 

Demut als zentraler Wert

Vater Jürg und Sohn Johannes Läderach vom gleichnamigen Schokoladenunternehmen berichteten im Interview mit Moderatorin Ladina Spiess über die Herausforderungen einer Nachfolgeregelung. Am 1. März hat Johannes Läderach die Geschäftsführung offiziell übernommen. Sein Vater habe ihn schon früh einbezogen und ihn «gluschtig» gemacht. Man spürte, dass die beiden den Übergang sehr harmonisch gestalten: Dabei sei es ihnen wichtig, im Geschäftsalltag bewusst Gott in die Entscheidungen einzubeziehen. Demut erachten sie als zentralen Wert. Grosse Entscheidungen treffe man nur, «wenn wir eins sind», sagte Jürg Läderach. Es sei etwas vom Schönsten, «den Willen Gottes zu tun».

Innovation in der humanitären Nothilfe

Das Corporate Social Responsibility (CSR) Podium war dieses Jahr eine Premiere: Grundsätzlich geht es um die soziale Verantwortung von Unternehmen. Initiiert von der Nothilfeorganisation Medair, wurde die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der humanitären Nothilfe vorgestellt und erlebbar gemacht: Eine aktuelle Videoeinspielung aus dem Südsudan führte die Nöte und Bedürfnisse der Menschen vor Augen. Am Podium tauschten sich Designer der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sowie Vertreter von Medair und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) über Mittel und Möglichkeiten aus. Der Basler Manuel Wüst, Ex-Student der Fachhochschule, stellte seine Masterarbeit vor: Ein Schneide- und Sägewerkzeug, das im konfliktreichen Südsudan möglichst nicht als Waffe missbraucht werden kann. 

Die Führungskräfte wurden sensibilisiert und motiviert. Es wurde deutlich: Wenn Akteure aus Bildungswesen, Non-Profit-Sektor und Wirtschaft zusammenarbeiten, entsteht Raum für Innovation.

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    Nationalratspräsident Dominique de Buman fühlte sich am Forum 2018 besonders wohl, weil es für christliche Werte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eintritt.

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    Markus Baumgartner befragt auf dem CEO-Podium Nationalrat und Sozialunternehmer Nik Gugger, Top-Bankerin Kristine Braden und Swissmem-Präsident Hans Hess.

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    Rudolf Wötzel

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    Musiker Bene Müller und der ehemalige Abt Notker Wolf improvisieren Musik mit gesprochenem Wort und haben sichtlich Spass daran.

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    Jean-Pascal Bobst

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    Ausgedehnte Pausen und grosszügige Netzwerk-Flächen animierten zum Erfahrungsaustausch.

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    Start-Up Podium

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    Schauspieler Peter Wild zieht das Publikum in seinen Bann.

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    Hans-Ulrich Lehmann

Zwei neue Standorte

OK-Präsident Roland Frauchiger freute sich über die meist «sehr positiven Rückmeldungen zum gesamten Programm», die das OK noch am Forum selber erhalten habe. Das Forum Fribourg habe sich als guter Standort erwiesen. Die längeren Netzwerkzeiten seien gerne genutzt worden, was auch für die über 50 Aussteller interessant gewesen sei. Das Startup-Forum habe guten Anklang gefunden: Vier neu lancierte Unternehmen hatten aus den vielen Bewerbungen eine spannende Plattform bekommen. Im Ressourcen-Forum konnten sich Teilnehmende in Workshops ihrer beruflichen und Persönlichkeitsentwicklung widmen. Mit der Besucherzahl von über 550 Personen an beiden Kongresstagen habe man einen neuen Teilnahmerekord verzeichnet, sagte Frauchiger. Für die Zukunft wolle man trotzdem noch einmal einen neuen Standort testen: In der Deutschschweiz finde das Forum 2020 erstmals am 20. März 2020 in der Samsung Hall in Zürich statt. Am 5. April 2019 werde ein französischsprachiges Forum im Aquatis in Lausanne durchgeführt.

 

Fotos: Roman Salzmann, Lilo Oppliger